Ich fühle mich eigentlich nicht wirklich berufen professionelle Empfehlungen zur Messingaufbereitung und Reinigung zu geben, insofern sei dies eher zur Lektüre gedacht, und sei es nur um schon mal zu wissen was man nicht ausprobieren will.

 

Messingkomponenten begegnen Laternensammlern zumeist am Brenner, oder im einfacheren Fall als Tankdeckel oder Messingtank. Wer sein Sammelbereich auch auf Innenlampen erweitert wird mit Messingtanks, filigranen Brennerkonstruktionen oder großflächigen Reflektoren konfrontiert.

Während einige Teile meist einfach zu händeln sind, sind andere Teile ein Problem. Wir treffen hier nicht auf Staub und Dreck. Nein, wir treffen hier auf eine 100 Jahre alte Anballung von Rückständen aus allen jemals verwendeten Brennstoffen. Überwiegend Rückstände falscher Brennstoffe oder qualitativ schlechter Brennstoffe wie Rüböl.

Diese hatten Jahrzehnte Zeit ihr Werk zu verrichten. Säurebestandteile greifen das Material an, lösen Legierungsbestandteile und führen zu Verfärbungen. Ist Feuchtigkeit im Spiel kommt es zu Oxidationsprozessen und die Oberfläche wird rauh, im schlimmsten Fall erleidet das Material schwere Strukturschäden und zerbröckelt einem noch während der Reinigung.

Insbesondere in Brennernähe präsentiert sich oft eine hartharzige Ablagerung von Rafinat- und Verbrennungsrückständen.

 

Maschinell gedrücktes Messing, wie z.B. an Tanks ist oft überlastet und neigt über die Jahrzehnte zu strukturellen Rissen und Brücken. Dichtigkeitsprobleme sind dann noch das kleinste Übel.  

 

Erschwerend kommt außerdem hinzu das ein Brenner von Innenlampen ein zartes, zerbrechliches Konstrukt ist, mit geringer Materialstärke und voller Durchbrüche und Hohlräume.

 

Ich denke an diesem Punkt wird klar das man mit Hausmittelchen wie Zahnbürste und Zahnpasta nicht recht zu befriedigenden Ergebnissen gelangen wird.

 

Für mich persönlich habe ich, zugegen nach einigen Fehlschlägen ein geeigneten Vorgehen etabliert, basierend auf meinem Equipment. Bevor ich dazu komme aber zunächst einmal die NoGos. Mittel, Werkzeuge und Methoden die sich nicht bewährt haben und die man vermeiden sollte.

 

Bei der Messingaufarbeitung haben folgende Dinge nichts verloren oder sind nur im absoluten Notfall einzusetzen:

Drahtbürsten

harte und mittelharte Messingbürsten

Schleifbürsten

Schleifscheiben

Edelstahl oder Kupfer Küchenputzgewolle

Der Grund ist ziemlich simpel - sie sind zu grob und hinterlassen zu tiefe Schleifspuren, die sich nur mit großen Problemen wieder entfernen lassen.

Ein weiterer Fehler der zu vermeiden ist: Einlegen der Teile in Zitronensäure. Die Einwirkzeit ist praktisch immer zu lange und führt zu roten Verfärbungen die oft ebenfalls nur schwer zu entfernen sind.

 

Ok. Kommen wir nun zu den Materialien die sich gut eignen:

Kuechenputzschwämme und Putzvlies

0000 Polierstahlwolle

Dremel mit Edelstahl oder Messingbürste und mittlere Drehzahl für extrem schwer zugängliche Stellen**, noch besser aber mit Kunststoffbürste.

Zitronensäurewasser, als kurzes Einlegebad oder zum abpinseln von Problemstellen.

und soweit möglich , ein Polierbock oder umgerüsteter Schleifbock mit einer Baumwoll- oder weichen Sisalscheibe auf einer Seite und einer etwas groberen Scheibe auf der anderen Seite.

elektrische Zahnbürsten

Einlegebäder mit Lauge zur Schmutzlösung

Einlegebäder mit Corega Tabs zur Entfernung von Belägen

 

Wo ist vermutlich alles zu spät?

Teile, die nur noch aus einer Ansammlung aus grünem Oxid bestehen haben gute Chancen bei der Aufbereitung vollständig zu zerbröseln.

 

Wo braucht es Vorarbeit?

Brenner die verkrustet sind mit Ruß und Ölkohle müssen vorgereinigt werden. Wiederholtes einlegen und schrubben mit weichen Bürsten, Ultraschallbäder, in Seifenbädern oder Reinigungstensiden * - hier muss nach den verfügbaren Möglichkeiten entschieden werden. Zeitdruck ist eher kontraproduktiv!

 

Gut.  Und wie gehen wir vor, mit einem Messingteil dessen Farbe irgendwo im braunen chargiert? Je nach Belag oder Oxidschicht reinigen wir ausschließlich mit Putzschwamm im Nassverfahren oder Polierwolle im Trockenverfahren, ohne zu sehr aufzudrücken. Im Nassverfahren kann Zitronenwasser die Reinigungswirkung deutlich beschleunigen. Mit Putzschwamm und Zitronensäure hat man eine sehr starke Reinigungswirkung, ohne das die Säure durch die kurze Einwirkzeit das Messing zu sehr schädigt.

 

Klassische Messingpolituren die es unter X Namen seit der Zeit unserer Uromas gibt sind natürlich auch verwendbar. Sie variieren in ihrem Säuregehalt und der Körnung der Schleifbestandteile. Haben sie nichts im Hause nehmen sie Zahnpasta mit etwas Zitronensäurewasser. Beachten sie aber das bei feinen Strukturen, Ziselierungen und Prägungen gerade die Vertiefungen von solchen Mittelchen nahezu zugekleistert werden.

Wenn alle dunklen Beläge vollständig entfernt sind gehts zum polieren. Es gibt eine Menge verschiedener Polierpasten, aber für den Anfang tut es erst mal jede Polierpaste, wer noch Polierpolitur vom Auto in der Garage hat - funktioniert ebenso.

Wenn die Vorarbeit bis zu dem Zeitpunkt nicht alles gesäubert hat - dann wird die Feinpolitur es jetzt nicht retten.  Alle Ablagerungen, Oxide und Verfärbungen müssen entfernt sein.

 

Bei Polierpaste konnte ich die festen Stücke die meist in braun oder blau angeboten werden überhaupt nicht leiden. Das änderte sich erst nach und nach, als ich mich an den Umgang mit dem Polierbock gewöhnte, denn diese Poliermittel schmelzen erst bei Hitze in Folge hoher Drehzahlen überhaupt auf.  Für manuelle Arbeiten bleiben also cremige Polierpasten, wie Elsterglanz, Autosol,  Zahnpasta und ähnliches. 

 

 

 

* Das Bad mische ich aus Wasser, einen kräftigen Schuß Orangenreiniger (säurefrei) und kommerziellen Ultraschallreinigerkonzentrat falls welcher da ist.  Regelmäßiger Badwechsel und Einweichphasen, bis das  Bad nur noch trübe wird und nicht mehr gleich schwarz.

 

** Dremel mit folgenden Aufsätzen, je nach Hartnäckigkeit der Verschmutzung und Oberflächenfinish:

abrasives Polierpad schwarz Grid ~300 nur für Notfälle

Edelstahl Rundbürste D=25mm bzw. Pinselbürste

Messing Rundbürste D= 25mm bzw. Pinselbürste

Kunststoff Rundbürste bzw. Pinselbürste + Polierpaste

Filz Polierpads mit Polierpaste.

 

Bei schwierigen Partien kann man mit hohen Drehzahlen und wenig Druck mit den Bürsten oft ein besseres Ergebnis erzielen als mit den Filzpads.

 

Das ist sicher nicht der Weisheit letzte Schluß, insbesondere wird man damit nur schwerlich eine Spiegelobefläche erreichen, aber als Einstieg in das Thema sicher nicht verkehrt.

Viel Spaß!